Powerpoint-Vortrag (ca. 90 Minuten)
2021 jährt sich der Tod Napoleons zum zweihundertsten Mal. Als Feldherr und Politiker, der Frankreich und Europa seit dem späten 18. Jahrhundert in vielerlei Hinsicht nachhaltig neu ordnete, hat er weltgeschichtliche Bedeutung erlangt. Zur Verfolgung seiner Ziele und zur Stabilisierung neu geschaffener Verhältnisse setzte Napoleon strategisch gezielt auch die Bildenden Künste ein. In seinem Vortrag umreißt der Referent Dr. Thomas Hirthe das vielschichtige Thema.
Als Meister der Propaganda ließ Napoleon sich und große Ereignisse seiner Karriere und Politik darstellen. Hierzu verpflichtete er herausragende Maler und Bildhauer wie Jacques-Louis David und Antonio Canova. Der unübersehbare Bezug zur Antike fand Ausdruck im Stil des Klassizismus und des Empire.
Den Idealen der Aufklärung und Französischen Revolution verpflichtet, dehnte Napoleon die Konfiszierung von Kunstwerken und Kulturgütern aus kirchlichem und fürstlichem Besitz auf die von ihm eroberten Länder aus. Diese in Frankreich als „revolutionäre Beschlagnahmen“, sonst als „Kunstraub“ bezeichneten Maßnahmen „schwemmten“ unzählige hochrangige Kunstwerke nach Paris. Ein Teil von ihnen wurde im Louvre – dem „Musée Napoléon“ – für das Volk zugänglich gemacht, ein anderer zur Finanzierung der Kriege und des Staates verkauft. So beherbergte Paris als Hauptstadt der „freien“, d. h. der vom Diktat der Religion und vom Despotismus absoluter Herrscher befreiten Welt tatsächlich zeitweise die Geschichte, Kultur und Kunst des Abendlandes – zum Ruhme Napoleons und der „Grande Nation“.
Die Erforschung von Kultur und Kunst des Alten Ägypten erhielt neue Impulse durch die Ägyptische Expedition, die den militärischen Eroberungsfeldzug Napoleons von 1798 bis 1801 begleitete und an der Gelehrte und Künstler teilnahmen. Die monumentale, ab 1809 in 23 Bänden veröffentlichte, rund 3.000 Illustrationen umfassende „Description de l'Égypte“ befeuerte darüber hinaus die europäische Ägyptenbegeisterung.
Jedoch bezog Kunst auch Position gegen den Eroberer und seine Herrschaft – in den von Napoleon eroberten Ländern wie Deutschland, Großbritannien und Spanien. Herausragend sind die Gemälde und Druckgrafiken des Spaniers Francisco de Goya und die deutsche Romantik als Gegenbewegung zum vorherrschenden Klassizismus.